Stellplatz bei Abendstimmung mit Aussicht am Limski Kanal

Istrien – Klettern, Wein und Trüffel

Istrien – Klettern, Wein und Trüffel

Nach einigen wetterbedingt misslungenen Versuchen, haben wir es jetzt endlich geschafft. Wir reisen über Ostern nach Istrien. Das für uns verlockende daran, war die Aussicht auf ein paar Klettertage in milder Frühlingssonne, herrlichen Landschaften, schönen Weinen und gutem Essen. Und als Besitzer eines Campervans – unseres Fluchtfahrzeuges, wie wir unseren Bulli liebevoll nennen, natürlich die Hoffnung auf ein paar schöne nächtliche Stellplätze in freier Natur.

Die Anreise

Da wir von Donauwörth starten, wäre die Anfahrt in einem Stück zwar möglich, aber wir haben einen guten Weg gefunden, die Anreise effizient und bequem zu gestalten. So fahren wir Abends bei wenig Verkehr noch einige Stunden in die Nacht. Unterwegs suchen wir uns eine Autobahnraststätte wo wir im Bus bis zum frühen Morgen schlafen und fahren dann wieder bei wenig Verkehr den Rest der Strecke. So sind wir ohne Stau noch Vormittags am Ziel.

Buzet – unsere erste Anlaufstelle

Ankunft in Buzet-Istrien

Unser erstes Ziel in Istrien ist Buzet, eine Kleinstadt mit historischem Kern, die im Landesinnern auf einem Hügel nestelnd, in landschaftlich wunderbarer Umgebung liegt.

Da wir beschlossen hatten, am ersten Tag noch nicht zu klettern, sondern nur anzukommen, lag einem guten Mittagessen mit Weinbegleitung nichts im Wege.

Die Wahl fiel auf das Restaurant des Hotels Vela Vrata, weil es mit schönen Außenplätzen punktet. Die freundliche Bedienung begrüßt uns in perfektem Deutsch und das sollten wir auch im weiteren Verlauf feststellen. Deutsch, Englisch und Italienisch werden neben Kroatisch nahezu überall in Istrien gesprochen.

Hausgemachte Pasta mit schwarzen Trüffeln im Vela Vrata in BuzetKartoffelsuppe mit schwarzen Trüffeln im Vela Vrata in Buzet

Ein schöner Start mit lokalen Gerichten. Und als besondere Delikatesse gibt es Schwarzen Sommertrüffel. Zusammen mit dem überall präsenten Weißwein aus der heimischen Rebsorte Malvazija – daher ein gelungener Start.

Kompanj – steile und überhängende Kletterei auch an Tufas

Buzet bietet in seiner direkten Umgebung wohl die größte Auswahl an guter Kletterei in Istrien. Es finden sich dort gleich 10 gute Klettergebiete, die alle innerhalb 15 Minuten erreichbar sind.

Sektor Beastiequeen in Kompanj Istrien1

Unser erstes Klettergebiet ist Kompanj. Es ist ein langes Felsband in südwestlicher Ausrichtung und einem breiten Spektrum an Schwierigkeiten. Die ganz leichten Routen fehlen zwar, aber von 6a bis 8c gibt es hier ein breites Leistungssprektrum. Die insgesamt 119 Routen sind vorwiegend in senkrechtem und überhängendem Fels. Die Absicherung ist hervorragend und ein eigens für Kletterer eingerichteter Parkplatz erlaubt auch das nächtliche Campieren im Bus. Das gefällt uns schon mal sehr gut.

Sektor Beastiequeen in Kompanj Istrien von oben

Im Nachhinein sollte Kampanj unser Lieblingskletterspot werden. Aus Neugierde auf die anderen Gebiet, sind wir mit zwei Tagen leider viel zu kurz geblieben.

Auf einen Tipp anderer Kletter, zieht es uns nach Buzetski Kanjon, das 5 Minuten außerhalb von Buzet liegt. Aber aufpassen mit Google Maps. Das wollte uns über den kleinen Ort Pangari über eine super steile Dirt Road leiten, die besser Fahrzeugen mit Allradantrieb vorbehalten bleibt!

Sektor Plaza rechts und Doser links in Buzetski kanjon

Auch auf diesen Parkplätzen, mit 1-15 Minuten Laufweg zu den Felsen  wird das Campieren toleriert. Schöne lange Routen in (fast) allen Schwierigkeitsgraden ab 6a bis 8c. Top Absicherung und Kletterei für das ganze Jahr, da der Canyon in alle Himmelsrichtungen etwas zu bieten hat.

Parkplatz am Buzetski kanjon bei Buzet

Motovun – mit Kunst, Kultur und Campingplatz

Weiter geht es nach Motovun, das sich zu einer kulturellen Hochburg gemausert hat und viele Veranstaltungen bietet, die vorwiegend im Sommer stattfinden. Wie Buzet liegt es auf einem von weitem sichtbaren Hügel und wir legen einen Stop für Dusche und Wäsche auf dem Parkplatz am Fuße der Altstadt ein. Der Campingparkplatz ist kein Highlight, aber sehr sauber und gepflegt und wegen seiner Nähe zur Altstadt einfach praktisch.

Zum Abendessen lassen wir uns wieder von unserer „Nase“ leiten. Im Konoba Mondo bekommen wir gerade noch einen Tisch, da wir natürlich nicht reserviert hatten. Das sehr schöne Ambiente und freundliche Personal mit einer guten Auswahl an lokalen Spezialitäten und Weinen lassen uns gerne wieder an den Abend zurückdenken.

Pastete mit schwarzem Trüffel im Konoba Mondo in MotovunCarpaccio mit schwarzem Trüffel im Konoba Mondo in Motovun

Wein, Olivenöl und Schwarze Trüffel

Am nächsten Tag ist ein „Restday“ fällig. Das heißt, es wird nicht geklettert, sondern wir besuchen neugierig einige der örtlichen Winzer. Zunächst geht es auf eine Empfehlung hin, zur Winzerei Benvenuti, die wir noch nicht kennen. Diese liegt kaum 10 Minuten von Motovun entfernt und führt uns durch hügeliges Umland, voll mit üppigen Weinbergen und Olivenhainen.

Istrien – die Toskana Kroatiens

Eine Landschaft, wie sie unwillkürlich an die Toskana erinnert. Ein kleine Weinprobe am Morgen ist recht fordernd und schreit nach einer Grundlage. Zuvor lassen wir uns noch berichten, dass wer am Kauf von frischen Trüffeln interessiert ist, der sollte mit Voranmeldung kommen. Im Rahmen einer Weinprobe, kommt dann der lokale Jäger ins Haus, bei dem die frischen Trüffel direkt gekauft werden können.

Letzter Morgen Kaffe in Motovun Istrien

Kaum 5 Minuten geht es über schmale Straßen dann zur Agroturizam Stefanic. Dort sind wir die ersten Gäste und besetzen gleich den einzigen Tisch im Freien. Hier gibt es köstliche Hausmannskost, die uns hervorragend schmeckt. Und wieder einmal müssen wir feststellen, ein Nudelgericht macht satt, satt und nochmal satt. Kalorien hat es fast keine, denn es ist ja nur Pasta und Sahne oder Butter! Aber so schmeckt`s halt in Verbindung mit Trüffel am besten.

Mit gut gefülltem Bauch fahren wir zu dem Weingut Fakin. Dieses hat in 2010 einen Generationswechsel durch den gerade aus dem Studium gekommenen jüngsten Spross der Familie, Marko, erlebt. Dass dies sehr erfolgreich war, zeigen die jüngsten Prämierungen seiner Weine deutlich. Auch hier dominiert der lokale weiße Malvazija und der rote Teran.  Teran ist eine hier dominierende Rebsorte für Rotwein und typisch für die Region. Wir greifen zu einem jungen Malvazija ohne Holz und einem sehr trockenen Spumante mit Flaschengärung.

Idylle an der Straße in Motovun

Last, but not least schließen wir den Tag mit einer letzten Weinverkostung im Weingut Tomac. Seine leckeren Weine sind uns bereits aus Deutschland bekannt und wir lieben besonders den herrlich fruchtigen Rose. Dieser wird übrigens aus einer Rotweintraube, dem Teran gekeltert.  Neu für uns ist der Rose, den es als frischen Spumante gibt. Dieser ist natürlich perfekt für heiße Sommertage.

Limski Kanal – mit Blick in die Weite

Für uns geht es jetzt Richtung Süden und erstmals ans Meer zum Limski Kanal. Auf dem Weg machen wir noch bei der Molkerei Latus in Zminj halt. Hier wollen wir uns für die kommenden Tage mit etwas Käse eindecken – es wurde dann etwas mehr. Trotzdem eine lohnende und „nachhaltige“ gute Entscheidung.

Vesper am Limskikanal mit Käse aus Zminj und Spumante von Fakin

Mit dem trockenen Spumante von Fakin und dem Käse von Latus, lassen wir unseren ersten Tag am Meer gemütlich ausklingen.

Sonnenuntergang am Limski Kanal

Jetzt müssen die Finger wieder an den Fels und wir wollen zu den super langen Routen im Sektor Simije Pano. Leider haben wir vergessen, dass heute Ostersamstag ist und so geht es dort wie in der Kletterhalle in München zu besten Stoßzeiten zu. Fast jede Route ist belegt. Somit wird der Klettertag vorzeitig beendet und durch einen Besuch im historischen Rovinj abgerundet.

Rovinj – alte Gassen und viel Charme

Impressionen von Rovinj 3

Den besten Kaffee unserer gesamten Reise haben wir übrigens in dem kleinen Touristen-freien Tageskaffee am Markt gefunden. Die unzähligen schön gelegenen Restaurants in den Gassen der Altstadt und am Hafen ergeben sich einem automatisch, was die richtige Wahl nicht einfacher macht.

Impressionen von Rovinj

Langsam trüben sich auch die Wetterprognosen ein und die Westküste Istriens punktet noch mit den besten Vorhersagen. Somit bleiben wir in der Ecke Rovinj, Limski Kanal und Vsar. Kletternd arbeiten wir uns durch alle Sektoren am Limski Kanal. Bis auf den Sektor Gavranik gefallen uns diese sehr und der Besuch ist lohnend. Das kleine Klettergebiet in Rovinj kann man guten Gewissens ersatzlos streichen – kurz, speckig, unschön.

Impressionen von Rovinj 2

Es gibt bei Klostar einen herrlichen Stellplatz, den wir hier jetzt nicht verraten wollen, da es eigentlich keiner ist, aber eben aufgrund seiner fantastischen Aussicht doch als solcher genutzt und toleriert wird.

Fisch, Austern und Meeresfrüchte satt

Wer Lust auf Fisch und Meeresfrüchte hat, der sollte sich das Restaurant Viking (Limski kanal 1, 52352, Kanfanar) nicht entgehen lassen. Direkt nebenan liegen die Austerfarmen. Ja, ihr habt richtig gehört. Hier gibt es frische Austern, Meeresfrüchte und Fisch. Alles was das Herz begehrt – und an Frische nicht zu überbieten ist.

Einem guten Tipp von Freunden folgend, besuchen wir das Konobo Petra (Stancija Kapetanova 3, 52450, Vrsar). Es ist ehr schön in einem kleinen Dorf gelegen mit typisch Istrischer Küche und Spezialitäten vom Meer und Land  – ein lohnender Abstecher.

Istrische Austern im Konobo Petra in VsarVorspeise Konobo Petra in Vsar

Da sich die Wettervorhersage nicht bessert, bleiben wir an der wetter-begünstigten Westküste und arbeiten uns in den letzten Urlaubstagen langsam Richtung Norden. Leider ohne Felskontakt, aber dafür nochmal mit viel Aussicht auf schöne Orte, gutes Essen und herrlichen Wein.

Brtonigla – höchste Dichte an Winzern in Istrien

Der Küstenstraße entlang mit einem kurzen Stop im schönen und historischen Porec zielen wir direkt auf Brtonigla – dem Ort mit der höchsten Dichte an Winzern in Istrien.

Mitten im Ort machen wir im Restaurant Primizia Rast – da es der Ableger des  Gourmettempel San Rocco ist, sind wir sehr gespannt.

Mittagessen im Restaurant Primizia in Brtonigla1Mittagessen im Restaurant Primizia in Brtonigla2

Wir probieren mal wieder die hausgemachten Pasta und Tortellini mit Boskarin. Das interessiert uns besonders, da es eine autochthone Rinderrasse aus der Region ist. Dazu einen herrlich trockenen Rose vom Weingut Veralda aus der direkten Nachbarschaft zum Ort. Diese leckere Neuentdeckung werden wir daher am kommenden Tag zusammen mit einem Rose Spumante und Olivenöl direkt beim Winzer kaufen. Rückblickend sollten diese trockenen und frischen Roses von Veralda daher unsere Favoriten werden.

Ein besonders krönender Abschluss war dann am letzten Tag der Besuch bei der Winzerei Coronica. Sie liegt ebenfalls nur wenige Kilometer außerhalb von Brtonigla und wir hatten mit einem jungen Malvazija bereits in Rovinj bekanntschaft gemacht. Herrlich frische Malvazija-Weine aus dem Edelstahl und ein wunderbarer nur 3 Monate im Holz gelagerter Gran Malvazija hat uns begeistert. Eine Besonderheit ist der leicht salzige Geschmack, der die Nähe zum Meer erahnen lässt.

Der Wein ist geladen - das Auto voll

Auf der Heimfahrt machten wir noch einen unlohnenden Zwischenstopp in Umag und einen kurzen aber lohnenden Abstecher nach Koper in Slowenien.

Resümee:

Leider war das Wetter für die Jahreszeit etwas zu unbeständig und kühl. Daher konnten wir das Camperleben nur bedingt voll genießen und auch das Klettern ist leider etwas zu kurz gekommen. Dafür gab es mehr von Essen & Trinken, was nie eine schlechte Alternative war.

Am meisten hat uns der Abstecher in den Nationalpark Ucka an der Ostküste gefehlt. Das Wetter, aber auch die fehlende Einschätzung der wirklich kurzen Wege in Istrien hat uns das verwehrt. Dennoch eine sehr lohnende Reise mit Wiederkehrpotential.

Hier unsere besten Plätze mit Adressen:

Unterkünfte:

  • La Fondiaria in Rovinj ist eine wunderschöne kleine Pension mit nagelneuen Zimmern. Alles wurde vom deutschsprachigen Eigentümerehepaar liebevoll und individuell eingerichtet. Die Lage ist in einer nicht befahrenen Sackgasse in zentraler Altstadtlage. Tipp zum Parken: in 10 min. Laufentfernung gibt es einen kostenlosen Parkplatz (über Google mit Stichwort „free parking“ zu finden). Der Chef holt und bringt seine Gäste mit dem eigenen Wagen hin und zurück.

Essen und Trinken:

  • Restaurant des Hotels Vela Vrata in Buzet
  • Konoba Mondo in Motovun
  • Agroturizam Stefanic in der Nähe von Motovun
  • Das Cafe am Markt von Rovinj
  • Snack Bar Rio, Obala Alda Rismonda 13, 52210, Rovinj
  • Restaurant Viking, Limski kanal 1, 52352, Kanfanar
  • Konobo Petra, Stancija Kapetanova 3, 52450, Vrsar
  • Restaurant Primizia in Brtonigla
  • Eines der am Straßenrand liegenden Restaurants mit Spanferkel und Lamm am Spieß über offenem Feuer

Winzer und Feinkost:

Winzerei Benvenuti in Motovun

Weingut Fakin in Motovun

Weingut Tomac in Motovun

Weingut Veralda in Brtonigla

Winzerei Coronica in Brtonigla

Molkerei Latus in Zminj

Klettern:

  • Kletterführer „Istria“
  • ….und den Tipps der anderen Kletterern folgen
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